Spielplatzsicherheit bei Gemeinden

Gemeinden haften für den Zustand ihrer Spielplätze. Die Gemeinde Rothrist schickte deshalb ihren Betriebsschreiner in eine spezielle Weiterbildung und liess sämtliche Anlagen von Fachleuten prüfen.

Der kuriose Gegenstand aus Aluminium erinnert an eine Gugelhopfform. Doch er soll nicht Teig aufnehmen, sondern einen Kinderkörper simulieren. Mit routinierten Bewegungen steckt Alain Kuster, Leiter Spielplatzprüfung bei der SPK Swiss AG, den Prüfkörper für Fangstellen in die Maschen eines Kletternetzes auf dem Spielplatz Rössli und sagt: «Alles in Ordnung. Für die Kinder ist dieses Netz sicher». Thomas Dätwyler, Betriebsschreiner der Gemeinde Rothrist und für den Unterhalt der Spielplätze verantwortlich, setzt einen weiteren Haken auf die Checkliste.
Dass sich Gemeinden so aufmerksam um ihre Spielplätze kümmern, scheint ungewöhnlich. Doch seit einigen Jahren stehen die Kommunen klar in der Verantwortung – auch wenn einige von ihnen dies noch nicht wissen. Denn für Spielplätze gilt die Norm SN EN 1176. Diese formuliert unter anderem Anforderungen an die Stabilität, Sicherheit und Benutzbarkeit von Spielgeräten, Fallschutzbelägen sowie an die Installationlation, Inspektion, Wartung und den Betrieb eines Spielplatzes. Wenn die Auflagen der Norm nicht erfüllt werden, kann es ungemütlich werden: Dann stehen für die Kommunen nicht nur Haftungsrisiken im Raum, sondern auch ein Imageschaden.
Ein Risiko, das die Gemeinde Rothrist nicht eingehen wollte. Um die Spielplatzkontrollen zu institutionalisieren und eine konstant höhere Sicherheit zu erreichen, absolvierte Thomas Dätwyler eine Weiterbildung. Bei der SPK Swiss AG, einem spezialisierten Unternehmen für Spielplatzsicherheit, besuchte er einen zweitägigen Kurs und machte den Abschluss als «Fachkraft Spielplatzkompetenz». In diesem Kurs lernte der ausgebildete Schreiner zahlreiche Vorgaben, Tricks und Finessen kennen. Ebenso eignete er sich die nötigen Kenntnisse für die visuelle so- wie die operative Inspektion an. Denn damit Spielplätze sicher sind, dürfen die Kinder nur mit für sie erkennbaren Risiken konfrontiert werden. Versteckte Risiken wie zum Beispiel morsche Trägerbalken oder Strangulationsgefahren an Geräten müssen hingegen eliminiert werden.
Um den Zustand der rund 20 gemeindeeigenen Spielplätze zu erfassen und die nötigen Massnahmen zu planen, liess die Gemeinde im Frühling 2022 eine Hauptinspektion sämtlicher Anlagen durchführen. Diese wurde ebenfalls von der SPK Swiss AG übernommen. Deren Bewertung der einzelnen Elemente mit einem Ampelsystem erlaubte rasches Handeln: Grün bedeutet «normkonform», orange «geringer Mangel» und rot «schwerer Mangel». Innert zwei Wochen nach der Hauptinspektion habe man sämtliche roten Punkte abgearbeitet, erinnert sich Ivo Distel, Leiter Betriebe und Liegenschaften: «Es handelte sich zumeist um Fangstellen, also nicht normkonforme Öffnungen. Diese konnte unser Schreiner meist sofort entschärfen. Eine Skater-Halfpipe, die nur mit grossem Aufwand hätte saniert werden können, haben wir hingegen rückgebaut.»
In den nächsten ein bis zwei Jahren wird die Gemeinde sukzessive weitere Risiken entschärfen. So sollen etwa einzelne Fallschutzbeläge erneuert oder in die Jahre gekommene Spielgeräte mit neuen, sichereren Varianten ersetzt werden. Thomas Dätwyler wird die Anlagen vier Mal jährlich kontrollieren und den Zustand mit Text und Bild dokumentieren. «Wichtig war uns, dass alle gefährliche Situationen behoben wurden und die Kinder nun unbesorgt spielen können», sagt Ivo Distel. Eine Einschätzung, die Alain Kuster bestätigt: «Die Gemeinde Rothrist kümmert sich vorbildlich um die Sicherheit ihrer Spielplätze. Wir freuen uns, dass wir ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen können.» Neben speziellen Schulungen, etwa für Betriebsmitarbeiter, Abwarte oder Gärtner, bietet die SPK Swiss AG auch verschiedene Inspektionen sowie Gutachten zur Spielplatzsicherheit an.